Eine Übersichtsarbeit zur Richtungswechselgeschwindigkeit im Tennis

1 Voraussetzungen

1.1 Lerngruppe

Eine ausführliche Lerngruppenanalyse bereitzustellen ist im Kontext der Lehrprobe beim DTB Athletiktrainer schwierig, da diese dem Trainer vor dem Tag der Prüfung größtenteils unbekannt ist. So können keine differenzierten Aussagen über Defizite und Stärken sowohl im athletischen als auch im technischen Bereich getroffen werden. Ebenfalls kann keine Auskunft darüber gegeben werden in welcher genauen psychischen und konditionellen Verfassung die Athlet:innen sind. Dennoch gibt es einige zentrale Informationen mit denen sich ein grobes Bild der Trainingsgruppe ergibt. Die zu trainierende Lerngruppe wird voraussichtlich aus zwei bis sechs Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren bestehen. Das tennisspezifische Niveau lässt sich dabei als homogen ansehen und ist auf dem Level von Bezirks- /Landeskaderspieler:innen. Jedoch lassen sich keine genaueren Auskünfte über das Geschlecht und exakten Gruppengröße sowie möglichen Einschränkungen durch Verletzungen benennen, weswegen im weiteren Teil des Lehrprobenentwurfs auf eine möglichst anpassbare Trainingsstruktur eingegangen werden muss. Da es sich hierbei um Nachwuchsportler:innen auf Leistungsniveau handelt wird ebenfalls von einer damit korrelierenden grundsätzlichen sportlichen Leistungsfähigkeit und dem Vorhandensein von ausreichenden kognitiven, motivationalen und allgemeinen psychischen Leistungsvorraussetzungen ausgegangen, sodass alle Übungen technisch qualitativ und dem Belastungsumfang entsprechend gestaltet werden. Dennoch kann es je nach der tatsächlichen Form und den individuellen Besonderheiten innerhalb der Athlet:innen vor-oder während der Einheit zu notwendigen Anpassungen kommen. Der Trainer erwartet aufgrund des Leistungslevels bereits ein gewisses Erfahrungslevel im Athletikbereich sowie die bestehenden Grundvoraussetzungen (vgl. Beinkraft, muskuläre Ansteuerung, ausreichendes Maß von Stabilität und Mobilität in erforderlichen Bewegungsmustern), um ein Schnelligkeits-und Richtungswechseltraining zu absolvieren.

1.2 Äußere Bedingungen

Das Training findet am Standort des Landesleistungszentrums des Hamburger Tennisverbandes statt. Die Einheit wird im Innenbereich, genauer auf einem Tennisplatz stattfinden. Der Trainer wird alle erforderlichen Hilfsmittel selbst mitbringen oder bereits im Voraus für das Vorhandensein dieser sorgen. Vor allem im Kontext des Themas „Schnelligkeits- und Richtungswechseltraining“ ist der Bodenbelag beim Tennis ein entscheidender Faktor. Da die Lehrprobe zum Start der Sandplatzsaison stattfindet kann es hier zu einer möglichen Neuumstellung der Spieler:innen kommen, da rutschen kaum möglich sein wird. Dieselbe Trainingseinheit müsste auf einem Sandplatz den äußeren Bedingungen unbedingt angepasst werden. Insgesamt bezieht sich der vorliegende Trainingsentwurf auf eine 60-minütige Athletikeinheit, wovon in 25 Minuten der Hauptteil in der Lehrprobe demonstriert werden sollen. Durch die Tatsache, dass es mehrere Prüflinge an diesem Tag sollten mögliche Verzögerungen eingeplant sein. Ebenfalls ist es trotz Lehrprobensituation und der Vorgabe einer eigenverantwortlichen Erwärmung der Spieler wichtig zu beachten, dass jene ausführlich erwärmt sind. Vor allem bei dem vorliegendem Stundenthema ist diese Erwärmung eine Voraussetzung zur Verletzungsprophylaxe und Bewegungsökonomie/-Qualität.

1.3 Vorkenntnisse

Da die Athlet:innen außerhalb der Lehrprobe größtenteils in ihrem Verein trainieren und auch sonst vom Verband betreut werden kann an dieser Stelle keine Aussage über mögliche Vorkenntnisse wie Makro -oder Mikroverletzungen getroffen werden. Auch ist es schwierig die Einheit in ein wöchentliches Belastungsprofil einzugliedern. Da die Lehrprobe an einem Mittwoch, dem häufig intensivsten Tag der Woche, lässt sich von einer Erholung seit dem letzten Punktspiel oder Turnier ausgehen. Dennoch sollte eine Abfrage anhand der BORG-Skala vor Trainingsbeginn vorgenommen werden, um diese mangelnden Vorkenntnisse bestmöglich ausgleichen zu können. Mögliche potenziellen Problemen können auch die vermehrten Mikroeinheiten an diesem Tag werden, sodass auch dort individueller und flexibler Bezug genommen werden sollte. Eventuelle chronische Krankheiten (vgl. Diabetes, Herz-Rhythmus- Störungen) sollten ebenfalls, aufgrund der Unbekanntheit der Gruppe, kurz abgefragt werden.

2 Sachanalyse

2.1 Begründung des Themas

Das zugeteilte Thema der Lehrprobe „Schnelligkeitstraining unter besonderer Berücksichtigung des Abstoppens und Antretens, sowie der Richtungswechsel“ beinhaltet einige der wichtigsten konditionellen Leistungskomponenten im Tennis. Schaut man sich das physiologische Anforderungsprofil der zu behandelnden Sportart Tennis näher an, wird diese Relevanz verdeutlicht. Zwar hängen die genannten Parameter stark von den jeweiligen Regeln, dem Untergrund sowie dem Spielstil der Spieler:innen ab, jedoch lässt sich anschließend ein Physiologisches Bild erkennen. So beläuft sich die gelaufene Gesamtdistanz der Athlet:innen im Durchschnitt nur auf drei bis fünf Kilometer, was im Vergleich zu anderen Sportarten wie Handball oder Fußball eher wenig ist. Jedoch beinhaltet ein Spiel im Durchschnitt über 100 Richtungswechsel, über 70 hochintensiven Abstoppbewegungen und charakterisiert sich ebenfalls durch mehr als 80 High-Speed Läufe (DTB Athletiktrainer 2024). Die genannten Parameter sind alle deutlich höher als im Fußball. Noch klarer strukturiert sich das Anforderungsprofil indem man einen Blick auf Belastungs-und Pausenzeiten wirft. So dauert ein Tennisspiel im Durchschnitt rund zwei bis vier Stunden. Die durchschnittliche Ballwechseldauer beträgt dabei jedoch gerade einmal fünf bis 10 Sekunden wonach eine Ruhezeit von fast 20 Sekunden nach einem Ballwechsel folgt. So ergibt sich das Bild einer Start-Stop Sportart mit langen Pausen und hochintensiven Phasen. Auch der Fakt, dass bei einem der Richtungswechsel das acht bis Zehnfache des eigenen Körpergewichts auf dem äußeren Bein lastet verdeutlicht diese Spezifität. Abgeleitet aus den Anforderungen der Sportart sollte im Schnelligkeitsbereich folgendes entwickelt werden: Repeated Sprint Ability, maximale lineare Beschleunigung, maximale lineare Geschwindigkeit, maximale laterale Beschleunigung, Reaktions -und Richtungswechselgeschwindigkeit und das Vermögen schnell exzentrisch abstoppen zu können (Trainerfortbildung: Tennisspezifisches Athletiktraining Schleswig Holstein, 2023). Indem man die Anforderungen der Sportart herausgeschrieben hat erschließt sich auch die Schlussfolgerung das ein Training dieser Kompetenzen derart ausreichend durchgeführt werden muss, um diesen Anforderungen standhalten zu können oder jene sogar mit den eigenen Kompetenzen zu überschreiten, um das Verletzungsrisiko in diesen Bewegungsmustern möglichst gering zu halten. Das die Weltbesten Tennisspieler ein Schnelligkeitstraining absolvieren zeigt sich anhand der Leistungsdiagnostik Daten von Novak Djokovic, der bei einem Sprint ein Tempo von 35,9 Km/h erreichte. Dieser Wert würde in der Fußball Bundesliga zu den Top 10 Werten gehören. Auch der offensichtliche Fakt, dass die Sportart Tennis in den letzten Jahren durch besseres Material, eine bessere Technikschulung, eine verbesserte Sportwissenschaft sowie durch die bessere Fitness der Athlet:innen deutlich an Tempo hinzugewonnen hat, deutet ebenfalls auf den besonderen Bedarf von einer gezielten Schulung in diesem Bereich hin. Mehr Bälle erreichen, die Bälle früher zu erreichen und somit besser Schlagen zu können, einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem Gegner zu haben, den hohen Belastungen in diesen Bewegungsmustern standhalten und allgemein schnelle Wechsel und Abstoppbewegungen nach schnellen linearen und lateralen Beschleunigungen durchführen zu können sind wichtige Aspekte im Tennis in diesem Thema. Abschließend kann ebenfalls auf eine Wirkungskette innerhalb der Trainingseffekte geschlossen werden, die sowohl das Verletzungsrisiko innerhalb der Bänder der Beinachse verringert als auch ein höheres Schlagpotenzial, dass von den Schnelligkeitsreizen der Bein - und Rumpfmuskulatur profitiert.

2.2 Analyse des Lerngegenstandes / Begriffsdefinition

Nachdem im vorherigen Teil erläutert werden konnte weshalb ein Training in den genannten Bereichen von besonderer Relevanz für die Sportart Tennis ist gilt es nun die Begriffe und Definitionen der einzelnen Bereiche genauer zu erläutern. Die Fähigkeit schneller als die Konkurrenz zu sein kann im Wettbewerb sowohl physische als auch taktische Vorteile geben. Innerhalb der Trainingswissenschaft gibt es viele verschiedene Strukturierungsversuche der Schnelligkeit, Agilität und des Richtungswechsels. Doch aufgrund der einzelnen Komplexitäten findet sich noch keine allgemein anerkannte Definition. So wird zum Beispiel ebenfalls zwischen dem deutsch-und englischsprachigen Raum anders formuliert. Während in der Literatur die Begriffe Change of direction, Agility und Speed am häufigsten zu finden sind, spricht man in Deutschland vermehrt von elementarer und komplexer Schnelligkeit (informatorischer & motorischer Schnelligkeit). Um die verschiedenen Fähigkeitsdimensionen dennoch einzugrenzen beziehe ich mich in dieser Arbeit vor allem auf das Systematisierungsmodell von Wiewelhove (2021). Zuerst sollen in diesem Kontext wichtige Begriffe definiert werden (OX Guide Training und Leistung):

Schnelligkeit: Fähigkeiten, die erforderlich sind, um hohe Bewegungsgeschwindigkeiten zu erreichen.
Richtungswechsel: Grundlegende physische Fähigkeit (und Fertigkeit) die erforderlich sind, um die Bewegungsrichtung, -Geschwindigkeit oder art explosiv zu ändern Agilität: Fähigkeit, durch Wahrnehmung- und kognitive Prozesse möglichst schnell auf einen Reiz zu reagieren und daraufhin die Richtung und/-oder die Geschwindigkeit differenziert anzupassen.

Elementare Schnelligkeit: Geht im Zusammenspiel mit dem Begriff der motorischen Schnelligkeit von der Qualität des Zusammenspiels der Steuer- und Regelmechanismen des ZNS und des Nerv-Muskel Systems aus und äußert sich in einfachen meist linearen Bewegungen.

Komplexe Schnelligkeit: Lässt sich eher dem Begriff der informatorischen Schnelligkeit zuordnen und ist vor allem von sensorisch-kognitiven Parametern abhängig. Die komplexe Schnelligkeit ist abhängig von weiteren Voraussetzungen wie Kraft, Beweglichkeit sowie der Reaktionsfähigkeit und ist vor allem in komplexeren Bewegungen gefordert.

Die unterschiedlichen Erscheinungsformen stellen spezifische Anforderungen an das biologische System. So unterteilt Wievelhohe (2020) in die folgenden biologischen Einflussgrößen der Schnelligkeit:

Anlage- und Entwicklungsbedingte Einflussgrößen: Alter, Geschlecht, Konstitution, Technik, Talent, Sozialisierung
Sensorisch- kognitive und psychische Einflüsse: Konzentration, Informationsverarbeitung, Motivation, Erfahrung, Antizipationsfähigkeit, Mentale Stärke

Neuronale Einflussgrößen: Intra- und Intermuskuläre Koordination, Reizleitungsgeschwindigkeit, Neuromuskuläre Innervationsmuster
Tendomuskuläre Eigenschaften: Muskelfasertypenverteilung (Typ 2), Muskelfaserquerschnitt, Kontraktionsgeschwindigkeit, Muskel- und Sehnenelastizität, Dehnungsverkürzungszyklus

Es lässt sich anhand dieser Auflistung weiterhin erkennen weshalb das Thema Schnelligkeit so komplex ist, denn neben den biologischen Faktoren folgen bspw. noch die Faktoren der Sprint- oder Richtungswechselmechanik. Und wenn es im speziellen um die Agilität geht kann das ganze noch durch weitere Einflussgrößen wie der der Standphase sowie der Kraftentwicklungsrate (Rate of Force Development) in bestimmten Winkeln.

Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen beschränke ich mich auf einige Parameter, denen ich mich in der Trainingseinheit besonders widmen möchte. Aufgrund der zu erkennenden Komplexität und der immer wieder in der Wissenschaft diskutierten Korrelation zwischen einfach Übungen und deren Übertrag auf die spezifische Sportart habe ich mich für den Aufbau: Vom einfachen zum komplexen entschieden. Anhand dieses sehr kurzen Überblicks zum Schnelligkeitstraining sollen in den Übungen die einzelnen Einflussgrößen erkennbar sein.

Ich bitte um Verständnis, dass die Ausführung dieses Themas an dieser Stelle nicht weiter behandelt wird und hoffe, dass die Leser:innen einen ausreichenden Einblick zur Begriffsdefinition erlangen konnte.

3 Lernziele
3.1 Einordnung in die Gesamtplanung
Eine Trainingseinheit und das verbundene Ziel, dass jene Einheit erst zu einem sportlichen Training macht, sollte immer in einem Gesamtkontext stehen. Während dieser Kontext sich bei den meisten Profispieler vor allem in einer sinnvollen Periodisierung über den Saisonverlauf äußert, gilt es bei Jugendlichen Athlet:innen primär darum das Konzept des langfristigen Leistungsaufbaus zu berücksichtigen. Junge Sportler:innen sind insofern eine einzigartige Population, als sie in einem Alter, in dem sie infolge von Wachstums- und Reifungsprozessen ohnehin eine Vielzahl von physischen Veränderungen durchlaufen, zugleich ein regelmäßiges sportartspezifisches Training und Wettkämpfe absolvieren. Nicht zu vergessen sind weitere Entwicklungsaufgaben sowie psychische Anforderungen, mit denen die Jugendlichen zu kämpfen haben. Möchte man nun ein Training, einen Trainingsblock oder eine gesamte Saisonplanung für die Jugendlichen erstellen gilt es dieses sowohl pädagogisch, als auch inhaltlich angemessen an die aktuelle Entwicklungsstufe anzupassen. Dieser Fall ist zwar im Gruppentraining eher schwierig. Dennoch lassen sich auch dort bestimmte Ziele in gewissen Zeitrahmen abstecken, die es regelmäßig zu überprüfen gilt. Um den Umfang dieser Arbeit nicht mit den Inhalten des Einflusses des Wachstums und der Reifung auf die körperliche Leistung und psychische Beanspruchung zu sprengen, halte ich mich im folgenden Abschnitt etwas kürzer.

Da die Jugendlichen Athlet:innen in der Lehrprobe normal in ihrem Verein oder im Hamburger Tennisverband trainieren, habe ich als Trainer wenig Einblick in deren aktuelle Trainingsphase, individuelle Ziele und Probleme. Ebenfalls habe ich als Trainer vor der Einheit keinen Bezug zum differenzierten Leistungslevel der Jugendlichen, weswegen ich ein Grundlagentraining im Bereich der Schnelligkeits- und Richtungswechselfähigkeit durchführe. Im Kontext des langfristigen Leistungsaufbaus (Llyod & Oliver) und je nach biologischem Alter sollten Übungen zur Stärkung des Cores, der Kraft (in unteren und oberen Extremitäten) sowie extensive Sprünge, Landungstraining, grundlegende Fertigkeiten in der Lauf-Mechanik und im Sprinten vorhanden sein. Vor allem die Vorbereitung des Körpers auf die intensiveren exzentrischen Belastungen, die beim reaktiven Landen und abdrücken sowie bei Richtungswechseln und Abstoppbewegungen wirken, sollten in einem größeren Gesamtkontext gut vorbereitet wurden sein.

In Bezug auf die Saisonplanung gilt es vor allem zwei Strukturen zu berücksichtigen. Innerhalb der Mikrostruktur, also der Wochenplanung, sollte eine derartige Einheit vorzugsweise an einem Dienstag oder Mittwoch absolviert werden, um nachträgliche DOMS während eines Wettkampfes zu vermeiden. Zwar gilt bei den Jugendlichen der primäre Fokus auf die langfristige Entwicklung. Dennoch sollte es vermieden werden häufig Wettkämpfe unter mittlerer bis hoher Vorermüdung zu absolvieren, da das Verletzungsrisiko sowie das Risiko für ein Übertraining und damit einhergehende Mikroverletzungen steigen kann. In Sinne der Gesamtplanung würde ich konzeptionell die Schnelligkeitsreize zwischen Warm Up und Tennis setzen. Das Ganze kann dann als Weiterführung des Aufwärmens und als Überführung zum Tennistraining benutzt werden. So könnte man zum Beispiel nach dem allgemeinen warm up mit reaktiven Sprüngen starten, anschließend über lineare Sprints hin zu Richtungswechselsprints mit reaktiver optischer Komponente gehen und abschließend einen Drill mit Schläger durchführen. Betrachtet man eine gesamte Saison im Tennis bei Juigendspieler:innen eignet sich am besten die Blockperiodisierung nach Issurin. So könnte man zum Beispiel in der Winterzeit vor allem an linearen und lateralen Top Speed Fähigkeiten arbeiten, während man zum Start der Sand Saison vor allem an Rutschbewegungen in Kombination mit Richtungswechseln arbeitet. Insgesamt sollten, vor allem bei jugendlichen Leistungssportler:innen alle Komponenten mindestens zu einem kleinen Teil zwei Mal oder öfters in der Woche trainiert werden. Zwischen zwei Trainings mit diesem Schwerpunkt sollte je nach Intensität mindestens ein oder zwei Tage Pause liegen. Dabei eignet sich neben dem Mittwoch zum Beispiel der Samstag oder Sonntag als zweiter Tag, je nach Turnierbelastung- und Erfolg.

Ergänzt muss dieses Training unbedingt mit einem Krafttraining. Auf ein unspezifisches Ausdauertraining im Grundlagenbereich sollte, wenn nicht unbedingt nötig am besten verzichtet werden, um einen negativen Fasertransfer zu den langsamer zuckenden ST-Fasern einzudämmen und v.a. im Jugendalter die Koordination und neuronale Ansteuerung der FT-Fasern zu fördern.

3.2 Stundenziele

Ziel eines jeden Trainings sind Adaptionen. Ganz allgemein können Trainingsreize kurz-, mittel-, oder langfristige Anpassungen bewirken. Diese Anpassung ist abhängig von endogenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Trainingszustand etc. Daraus schlussfolgernd lässt sich als Ziel des Trainings ein bestmöglicher Schnelligkeitsreiz im linearen Top Speed sehen. Der Vorteil dabei ist, dass alle Athleten diesen Reiz vernehmen insofern sie maximal sprinten und nicht allzu sehr vorermüdet sind. Darüber hinaus soll die komplexe Schnelligkeit sowie die dazu gehörige Reaktionsfähigkeit geschult werden. Abschließend sollen die Sportler:innen sich vor allem auf spezifische Bewegungsmuster im Tennis konzentrieren, sodass sich als Ziel dort ein sehr spezifischer komplexer Schnelligkeitsreiz beim Richtungswechsel beschreiben lässt. Ein derartiges Schnelligkeitstraining beinhaltet noch weitere Reize wie zum Beispiel: Hypertrophie-Reiz (durch exzentrische Abstoppbewegungen), Antirotation- und Rotations Training des Cores durch multidirektionale Sprints, Verbesserung der Ankle Stiffness.

Das Ziel der Stunde ist ein möglichst für alle Sportler:innen, die bei der Lehrprobe teilnehmen, gut dosiertes aber intensives Training der elementaren und komplexen Schnelligkeit durchzuführen, welches einen Übertrag auf die tennisspezifische Leistungsfähigkeit liefert.

3.3 Teilziele

Übung 1: Max Speed Sprint Linear:
Maximaler Sprint linear als Beschleunigungstraining, Intramuskuläre Koordination, FT Fasern, Elementare Schnelligkeit
Übung 2: Multidirektionaller Richtungswechsel reaktiv extensiv
Multidirektionalle vorbereitende Übung. Lässt sich komplexer Schnelligkeit zuordnen. Mit reaktivem optischen Reiz und Zeitdruck. In zweiter Stufe auch exzentrische Decceleration.
Übung 3: Multidirektionaller Richtungswechsel reaktiv intensiv
(Vorübung Split Step
Crossover Decceleration)
Zeitdruck, Komplexitätsdruck, Eigenes Erkennen von Decceleration als Zeitvorteil nach Übung 2, Laterale Schnelligkeit, Wettkampf extrinische Motivation

Übung 4: Tennisspezfischer Richtungswechsel
Komplexe Schnelligkeit unter Tennisähnlichen Bedingungen. Soll 4 Bälle in die Ecken symbolisieren und hat neben lateraler Geschwindigkeit, Richtungswechsel 
und Deccelerationfähigkeit v.a. das Ziel den Tennisspieler:innen beizubringen mit vollem Tempo wieder in die Mitte zu gehen.

4 Überlegungen zur Unterrichtsplanung
4.1 Belastungsstruktur
Auf einer Skala von 1-20 sollten sich die Sportler:innen nach der Einheit im Rahmen zwischen 12 und 16 befinden.

Übung 1: Max Speed Sprint Linear
Normale Einheit: 4x20m (120 Sek. Pause)
Lehrprobe: 2x20m (+1 Steigerungslauf) (60 Sek. Pause)

Übung 2: Multidirektionaller Richtungswechsel reaktiv extensiv
Normale Einheit: Jeder absolviert 10, anschließend 10 mit Decceleration (60 Sek. Pause)
Lehrprobe: Jeder absolviert 5, anschließend 5 mit Decceleration (0 Sek. Pause)

Übung 3: Multidirektionaller Richtungswechsel reaktiv intensiv (Vorübung Split Step Crossover Decceleration)
Normale Einheit: 7 Runden (45 Sek. Pause)
Lehrprobe: 5 Runden (30 Sek. Pause)

Übung 4: Tennisspezfischer Richtungswechsel Doppellinie Normale Einheit: 4 Richtungswechsel x 6 (90 Sek. Pause) Lehrprobe: 4 Richtungswechsel x 3 (90 Sek. Pause)

4.2 Methodische Verfahren

Methodische Verfahren die in der Lehrprobe benutzt werden sollen sind zum Beispiel Optische Signale, Verbale Signale sowie die Abfrage mithilfe der BORG Skala

4.3 Methodische Maßnahmen

Als primäre methodische Maßnahmen lassen sich das Anstreben eines offenen aber konzentrierten und motivierten Trainingssettings auflisten. Dies kann durch eine offene Art bei der Vorstellung sowie der Begegnung auf Augenhöhe mit den Jugendlichen erreicht werden. Weitere Maßnahmen können in dem Pfeifen, als Signal der Pause oder dem Geben von Korrektur liegen. Ebenfalls sollen Übungen durch den Trainer selbst oder durch Athlet:innen vorgezeigt werden und dabei langsam und übertrieben des Schwerpunkt aufgezeigt werden.

4.3.1 Organisationsformen

Zu Beginn der Lehrprobe zur Begrüßung, Erklärung des Stundenziels und der Abfrage versammeln wir uns in einem Halbkreis, bei welchem ich als Trainer als Spieler:innen im Blick habe. Anschließende Organisationsformen erfolgen je nach Spieleranzahl auf einer oder beiden Hälften. Für die linearen Sprints werden eine oder zwei Reihen neben den Netzen gebildet. Ansonsten variieren die Organisationsformen stark, je nach Übungsgruppengröße.

4.3.2 Zuspiel

Da ich kein Tennistrainer bin und nicht möchte, dass die Technik im Richtungswechsel oder der eigentliche Sinn der Übung verfehlt wird oder ein Spieler mit dem zuspielen beschäftigt ist verzichte ich in dieser Einheit auf Zuspiele mit dem Tennisschläger. In Übung zwei werden diese mit einem Tennisballwurf simuliert. Die letzte Übung kann insofern erweitert werden, dass im nächsten Level anschließende Zuspiele durch die Trainer:innen erfolgen können und somit auch ein erfolgreicher Übergang ins Tennistraining gelingt.

4.3.3 Medien/Hilfen

Als Hilfsmittel oder nötiges Material benötigt man für die Lehrprobe: kleine gut greifbare Hüttchen in verschiedenen Farben, Tennisbälle (nicht abgespielt), Stundenzettel (zur Orientierung und ggf. zum Notieren von diversen Abfrageergebnissen), Black roll, Uhr. Würden Blaze Pods zur Verfügung stehen könnte man die Hüttchen durch jene ersetzen.

Die Athlet:innen benötigen Hallenschuhe und Tennisschläger.

4.3.4 Lernzielkontrollen

Als Hauptkontrollen lassen sich die Geschwindigkeit und die subjektive Einschätzung der Anstrengungsbereitschaft der Athlet:innen aufführen. Darüber hinaus kann ein geschultes Trainerauge Verbesserungen in der effektiven Beinarbeit beim Richtungswechsel und der Laufmechanik beobachten. Es kann geschaut werden ob gegebene Korrekturen umgesetzt wurden. Ebenfalls lässt sich anhand der Armführung und der Oberkörperbewegung feststellen, ob die Sportler:innen ggf. Probleme bei ihrer Rumpfansteuerung haben. Weitere Lernzielkontrollen könnten über einen längeren Zeitraum mittels einer Leistungsdiagnostik im Sprint-und Sprungkraftbereich getestet werden. Beispiele dafür wären diverse Sprintdistanzen mit Lichtschranken, Broad Jumps weiten sowie Ergebnisse bei spezifischen Richtungswechselsprints (bspw. 4x9m) zu testen.

4.3.5 Lehrerinformationen / - Korrekturen

Korrekturen sollten immer je nach Individuum und Trainingsziel- sowie Situation sinnvoll eingesetzt werden. Die folgende Auflistung stellt Beispiele der Korrekturen dar, die je nach Athlet:in erforderlich sein könnte:

Versuch mehr in den Boden zu arbeiten

Guck währenddessen zur anderen Grundlinie
Bleib Flach beim Split Step während des Richtungswechsel
Versuch die Schritte länger zu machen/ Stell dir vor du tritts in eine Pfütze“ „Der Boden ist Lava / lass die Bodenkontaktzeit kurz
Körperspannung, Dein Rumpf soll sich kaum bewegen
Wenn du auf der Linie läufst merkst du das Problem (Stride Length)

Während der Übungseinweisungen erhalten die Jugendlichen zuerst nur die Bewegungsaufgabe. In der zweiten Runde erhalten sie anschließend eine der oben genannten Korrekturen oder je nach Alter bereits die vollständige Information zur Optimierung.

4.3.6 Schüleraktionen / - Reaktionen

Mögliche Schüleraktionen könnten sich durch abfallende Konzentration (aufgrund des längeren Tages) äußern. Ebenfalls ist es durch einen Jugendlichen Leichtsinn möglich, dass die Sportler:innen sich für eine Schnelligkeitseinheit nicht ausreichend eigenverantwortlich erwärmt haben. Ebenfalls kann es möglich sein, dass die Schüler:innen bereits ermüdet sind oder ihre intrinsische Motivation nicht groß genug ist für ein Training mit derartiger Intensität.

Inhaltliche Aktionen könnten mangelnde Defizite in der Lauf- und Richtungswechsel Mechanik sein, die sich auf unterschiedliche Ursachen zurückführen lassen können.

5 Stundenverlaufsplan

Der genaue Stundenverlaufsplan zur Lehrprobeneinheit befindet sich in der angehängten Datei der E-Mail.

6 Literatur

In diesem Literaturverzeichnis sind ausschließlich Sammelwerke aufgelistet.

Anna Wargel. (2023). OX GUIDE Training und Leistung. Alles über Auswirkungen, Anpassungen, Steuerung, und Umsetzung eines modernen Trainings. Hamburg. Zugriff am 11.04.2024. Beschränkt verfügbar unter https://outoftheb-ox.de/products/ox-guide-training-leistung

G. Gregory Haff & N. Travis Triplett (Hrsg.). (2024). Grundlagen des STRENGTH & CONDITIONING. München: bodyLife Medien GmbH.

Joyce, D. (Hrsg.). (2016). Athletiktraining für sportliche Höchstleistung (1. Auflage). München: riva.
Kadlec, D. & Groeger, D. (2021).
Athletiktraining in der Sportphysiotherapie (Physiofachbuch). Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

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